Neues Operettenhaus für Bukarest – „Phantom der Oper“ zum Startschuss

Das erste Theater-Gebäude, 1989 nach der Revolution in Rumänien gebaut und der Musik gewidmet, wurde mit dem Musical Andrew Lloyds „Phantom der Oper“ in Bukarest feierlich übergeben …

Bild(von Dieter Topp) Die Geschichte der Bukarester Operette liest sich wie eine langwierige, eher traurige Geschichte seit ihrem Abriss im Jahr 1986 durch den damaligen rumänischen Machthaber Ceausescu, der den Platz des schönen alten Hauses zur Verwirklichung seiner Großmachtideen benötigte. Vom repräsentativen Uniri-Platz im Zentrum der Hauptstadt siedelte die Musikbühne in ein Nebengebäude des Staatstheaters und hatte dort ihr Zuhause, bis in 2005 ein Feuer im Gebäude ausbrach und enorme Zerstörung anrichtete. Wieder musste die Opereta umziehen, diesmal in die Veranstaltungshalle des Innenministeriums, bevor sie dann erneut in „das kleine Haus“ des Bukarester Nationaltheaters zurückkehren konnte, um dort bis 2011 wieder aufzuleben.
Mit Produktionen wie „Die Csárdásfürstin“ und „Gräfin Mariza“ von Emmerich Kálmán, „Die lustige Witwe“ von Franz Lehar, die Strauss-Operetten „Der Zigeuner Baron“ und „Die Fledermaus“, behauptete sich das Theater als eines der wenigen Operettenhäuser – neben Budapest – in Europa. Hinzu kamen Revuen, Singspiele rumänischer Provenienz, nicht weniger attraktiv als die zahlreichen Eigenproduktionen der Mehrsparten-Häuser dieser Zeit im Westen. Darunter sei eine der westlich anmutenden und wohl gelungensten Produktionen genannt: „Supermarkt“ von Theo Herghelegiu und Eduard Jighirgiu brachte das Publikum endlich einmal mit Witz und Ironie über die Konsum-Absonderlichkeiten der rumänischen Nach-Revolutions-Ära zu Begeisterungsstürmen.

Der Chef des Hauses, Razvan Ion Dinca, der für die meisten Inszenierungen als Regisseur verantwortlich zeichnete, hatte mit seiner Kollegin Alina Moldovan den richtigen Riecher, als er die Kooperation mit Budapest und dem cleveren Miklós Gábor Kérenyi suchte, der seit Jahren bereits mit seiner Produktionsfirma Franchise Rechte internationaler Musicals erfolgreich an Land gezogen hatte. Das Musical „Romeo und Julia“ von Gérard Presgurvic, zuvor in Wien gefeiert, konnte mit ihm seinen Erfolg in Budapest noch erweitern und war gerade richtig, um diesen 2009 mit der Premiere in Bukarest fortzusetzen. Zum ersten Mal gab es ein internationales Musical in Rumänien. Zahlreiche ausverkaufte Vorstellungen zeugten von der Begeisterung des Publikums, eine Tournee nach Albanien ins antike Amphitheater von Butrint machte deutlich: „Der Osten Europas ist hungrig nach Musicals“, so der Chronist in einem Vortrag über Musical in den EU-Ländern, auch wenn er von zahlreichen rumänischen Regisseuren belächelt und von „altehrwürdigen“ rumänischen Kritikern verlacht wurde. Das Publikum sei intellektuelle Stoffe gewöhnt und nicht so etwas „Seichtes“, ja „Kitschiges“.

Den Unkenrufen zum Trotz setzte Dinca den Erfolgszug seines Hauses mit einer weiteren Musical Produktion erneut in Bewegung. „Rebecca“ von Sylvester Levay und Michael Kunze, ein weiteres Mal in ungarischer Kooperation, wurde gelobt und von den Rumänen geliebt, die Solisten beider Produktionen wie Pop-Stars gefeiert. Und ganz im Hintergrund freute sich ein Sänger, Musiker und Komponist: Ernest Fazekas, hatte doch er durch die Adaption der Stücke und gelungene Übersetzungen ins Rumänische einen guten Anteil am Erfolg.
2011 war dann wieder einmal Schluss mit der Opereta im eigenen Haus, eine überfällige Renovierung stand an, der „kleine Saal“ sollte wieder zurück zum Staatstheater. Die Opereta tourte mit Shows, Tournee-Versionen der großen Operetten und dem Musical „Romeo & Julia“ drei lange Jahre durch das Land. Ein mühsames Unterfangen, was jedoch letztlich der innigen Verbindung von Land und Leuten zu „ihrer Opereta“ zu Gute kam.

In dieser Zeit von Ideensammlung und Verhandlungen entstand ab 2012 langsam aber sicher ein neues Gebäude am Octavian Goga Boulevard, der Achse mehrerer großer Boulevards, in direkter Nachbarschaft zur Nationalbibliothek, ein neues Gebäude, ein nicht uneleganter industrieller Funktionsbau, ca. 6.400 qm in drei Etagen, mit einer großen Stahl-Glasfassade, „Eine Mehrzweckhalle, ein Regierungsgebäude, worin die Opereta auch mal spielen dürfe“, so die gut informierten Flüsterer, die die Rechnung ohne Razvan Dinca gemacht hatten, der mittlerweile den Generalmanager des Opernhauses abgelöst hatte und nicht nur mit der Renovierung seiner Oper beschäftigt war. Ein neues, schlankes Fusionierungssystem entstand, in Zeiten von mageren Kassen sicher das richtige. Die Opereta ging unter das Dach der Opera Romana, Dinca war über Nacht zum Herrn zweier Häuser geworden. Erst als das neue Operettenhaus angekündigt wurde und mit „Phantom der Oper“ von Andrew Lloyd Webber zur Eröffnung an die Medien trat, war auch dem Letzen klar: Die Opereta wird wieder ein eigenes Haus bekommen, eine der weniger Häuser dieses Genres hat im Rumänien überlebt.

West und Ost treffen sich in Bukarest, eine gute Idee, aber warum ausgerechnet ein Lloyd Webber aus den 80gern?
1986 schlug die schwarze Stunde in der Historie der rumänischen Opereta. Doch 1986 fand auch die Welturaufführung des Phantoms in London statt, ein Siegeszug mit mehr als 130 Millionen Besucher weltweit und über 50 internationalen Auszeichnungen folgte. „Das erfolgreichste Musical der Welt ist zurück in Bukarest“, so prangte es allerorts in der rumänischen Metropole. Der Einzug der neuen Opereta ins neue Haus, dem einzigen Theater, das nach 1989 gebaut worden war, sollte ein Neuanfang mit Erfolgsgarantie werden. „Das Phantom der Oper“ erschien dem Gespann Dinca/Moldovan gerade recht. Und wieder hatten die Beiden das richtige Gespür. Die Zeiten des Glam-Musicals wähnten die Kritiker längst vorbei. Doch die allgemeinen ökonomischen Umstände, Weltkrisen, Unsicherheit lassen die Menschen wieder träumen, vom Glück eines Aschenputtels, das den Prinzen findet, von Christine Daaé, ihrem Viconte de Chagny und der schaurig schönen Geschichte des bedauernswerten Phantoms der Pariser Oper.

Stephen Barlow, Londoner Regisseur mit australischen Wurzeln, arbeitete bereits erfolgreich am Royal Opera House Covent Garden, der Met in New York, San Francisco, Chicago und Monte Carlo und beabsichtigte nun eine glanzvolle Premiere in Bukarest zu inszenieren, wo er gleichzeitig auch im Opernhaus an einem weiteren Erfolg strickte. Auf einer Bühne von 14 Meter Breite, 20 Metern Tiefe und den Möglichkeiten mit neuester Technik Musical-Produktionen zu fahren, gestaltete er ein neues Phantom. Ein Franchise-Vertrag mit der Andrew Lloyd Webber Produktion The Really Useful Group Ltd., die die Rechte am Original besitzen, machte es möglich, zusammen mit einer rumänischen und internationalen Crew (Bühne/Kostüme Andrew Riley, Choreografie Ewan Jones, Lichtdesign Howard Hudson), auf einer opulenten Bühne das alte Palais Garnier in einer effektvollen (nicht geklonten Cameron Mackintosh Inszenierung) wieder entstehen zu lassen. „Diese vollkommen neue Produktion ist fokussiert zum einen auf eine Hommage an Charles Garnier, den außergewöhnlichen Architekten der Pariser Oper (Palais Garnier), in der die Geschichte beheimatet ist … und andererseits auf das Phantom als widersprüchliche menschliche Figur eines entstellten Genies zwischen begnadetem Künstler und Serienkiller, dessen passiv aggressiver Narzissmus durch die Kraft der Liebe neutralisiert wird“, so Stephen Barlow. „Mit einer ganz und gar rumänische Besetzung aus Schauspielern, Oper- und Popstars in Kooperation mit einem jungen und brillanten Creative-Team des Londoner West End möchte ich einen neuen Weg in der Inszenierung dieses Musicals beschreiten, sowohl optisch als auch psychologisch“, so Barlow weiter.

Adrian Nour, aus dem TV Wettbewerb „The Voice“ als Phantom zusammen mit Irina Baiant als Christine Daaé, die bereits in der Fledermaus das Publikum in der Rolle der Adele bezauberte und Florin Ristei (umschwärmter Showbiz Star aus X Factor) als Raoul, sowie die Schauspielerinnen Gabriela Daha als Carlotta und Dana Rotaru als Madame Giry buhlen seit der rumänischen Uraufführung am 24. Januar 2015 um die Publikumsgunst. In Erwartung ihrer Chance verharren als Phantom Victor Bucur (Maxim de Winter in Rebecca) und Oana Serban als Christine Daaé in Zweitbesetzung.

Zur Premiere ins erleuchtete schwarze Foyer mit ausgedienten Trompeten als Flurlicht und einem ungewöhnlichen Lüster aus Saxophonen, Trompeten und Geigen, der eine Vorahnung von dem gibt, was da kommen soll, drängen die geladenen Gäste ins rote Interieur des Zuschauerraums und fühlen mit ihren Blicken auf die Bühne des altehrwürdigen Palais Garnier gezogen, während im Verborgenen des neuen Funktionsbaus Künstlern und Technik ausreichend Raum gelassen wurde, dazu Säle für Proben, Orchester, Ballett, Solisten und Dirigenten, Produzentenbüros, Make-up Zimmer, Kostümfundus, Schneiderei und Schuhmacherei, Wäscherei und zahlreiche Technikräume.
Ein großes Orchester, ganz im Gegensatz zu den minimalistischen Besetzungen im Westen, startet die Ouvertüre zu dessen Ende der riesige Leuchter der Pariser Oper sich vom Bühnenboden emporhebt und die Show zu einer neuen Premiere einleuchtet. Nach dem Desaster von 1986 hat Bukarest sein eigenes Phantom, Hoffnungsträger nach einer langen Odyssee, dass auch der neuen Opereta anhaltender Erfolg beschieden sei.

Das „Phantom der Oper“ steht für die junge Generation, deren Verlangen nach Musical nach wie vor vorhanden ist, stärker denn je in Rumänien, aber auch – und das ist das Besondere an eben diesem Stück – bedeutet es für die Älteren das Ende einer traurigen Ära, die die Politik des Landes brutal zerstörte und einem wunderschönen Neubeginn vom Januar 2015, für den der anhaltende Erfolg seit fast 30 Jahren eben dieses Musicals Synonym und Ansporn bedeutet.

Das erste Theater-Gebäude, das 1989 nach der Revolution in Rumänien gebaut und der Musik gewidmet wurde, so heißt es zur feierlichen Eröffnung. Und außen auf der Fassade aus Glas und Stahl prangt in großen, stolzen Lettern wieder der alte Name, dem berühmten Operettentenor gewidmet, „Ion Dacian“ – Operetten und Musical-Theater.

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