Der Potsdamer Stephan Goericke – „Die beste Wirtschaftsförderung ist immer noch ein Auftrag“

Gesichter der IT/ Diskussionsteilnehmer der Management-Veranstaltung zur Internationalisierung von regionalen IT-Unternehmen am 26. November 2014 in Potsdam von IHK Potsdam und SIBB e.V.

BildPotsdam. (wei) In den vergangenen Wochen war der Potsdamer IT-Unternehmer Stephan Goericke vor allem durch sein außerordentliches ehrenamtliches Engagement präsent: Glamourös fand die vom ihm bereits zum fünften Mal organisierte TULIP-Benefiz-Gala für Parkinson-Betroffene statt. Am Ende des Abends konnte er sich über eine eingeworbene Rekordspendensumme von 47.500 Euro freuen. Geld, das er mit unermüdlicher, ehrenamtlicher Arbeit und der Hilfe vieler Sponsoren und freiwilliger Helfer für Therapieprojekte, Therapieplätze und Projekte zur Hilfe für Parkinson-Erkrankte einwarb und das in den kommenden Monaten gezielt bei den Betroffenen ankommt.

Dieses Engagement könnte man schon als Fulltime-Job bezeichnen. Doch zusätzlich zu dieser aufwändigen, verantwortungsvollen Aufgabe ist Stephan Goericke ein erfolgreicher IT-Unternehmer. In der Potsdamer „iSQI GmbH“ leitet er 50 Mitarbeiter an, kennt jeden einzelnen persönlich. Er zahlt Kindergartenbeiträge für die Kinder seiner Mitarbeiter, bietet Teilzeitlösungen für Frauen und kann sich Homeoffice-Arbeitsplätze für seine Belegschaft vorstellen. Er kommuniziert mit einem Netzwerk aus 350 Prüfern und jettet beruflich regelmäßig um die Welt.

Stephan Goericke machte sich 2001 selbständig, zunächst als PR-Berater, unter anderem auch für den CDU-Landesverband unter Innenminister a.D. Jörg Schönbohm. Er leitete Wahlkämpfe für Europa-, Bundestags-, Landtags- und kommunale Kandidaten.

Sein Weg in die IT-Wirtschaft ist eher von Zufall geprägt. Angefangen hat er als Zertifizierer von Software-Testern mit Schwerpunkt IT, Sicherheit und Medizintechnik. An die Spitze von iSQI rückte er zu einer Zeit, als das Unternehmen alles andere als aufstrebend war. Die 2004 gegründete iSQI GmbH war bereits im Februar 2005 der Insolvenz näher als einer wirklich tragfähigen Wirtschaftlichkeit. Als „Feuerwehrmann“ nach Erlangen gerufen, sollte er retten, was noch zu retten war. Er fand eine Firma mit damals fünf Mitarbeitern vor – erkannte aber die Substanz, die das Unternehmen tatsächlich hergab. Seiner Bedingung, iSQI in die Hauptstadtregion zu verlagern, wurde zugestimmt – das Ergebnis nach zehn Jahren Unternehmertum und die heutige Stärke des IT-Mittelständlers gaben seinem Instinkt mehr als Recht.

iSQI steht für „International Software Quality Institute“, hat inzwischen seinen Hauptsitz in Potsdam, zertifiziert weltweit das Know-how von IT-Fachkräften und entwickelt international anerkannte Zertifizierungsstandards. Das Institut ist gefragter Ausbildungspartner in über 90 Ländern auf sechs Kontinenten in zehn Sprachen. Allein im Jahr 2013 zertifizierte „Mr. Certification“, wie er in der Branche auch genannt wird, mit seinem Team weltweit mehr als 14.000 Spezialisten.

Erfolgreich expandierte das Unternehmen in den vergangenen Jahren im internationalen Maßstab, unterhält Niederlassungen in den Niederlanden und Großbritannien. Aktuell etabliert er eine weitere iSQI-Dependance in Boston (USA). Er nennt die Expansionen deutscher Firmen „Rucksackstrategie“: „Wir betreuen im Ausland am Anfang Unternehmen, die genau wie wir den internationalen Weg gehen und bauen darüber hinaus einen einheimischen Kundenstamm auf.“ Seit Anfang des Jahres pendelt Goericke nun auch zwischen seiner Heimat Potsdam und Boston, sein Terminkalender ist straff organisiert. Der zweifache Familienvater ist vorerst mit der ganzen Familie nach Boston gezogen, denn halbe Sachen sind nicht sein Ding. So lernt er auch das amerikanische IT-Leben hautnah kennen.

Goericke, der seit 2014 auch ehrenamtlicher Medienrat der Länder Brandenburg und Berlin ist, ist daher ein begehrter Gesprächspartner, wenn es um die Internationalisierung von regionalen IT-Unternehmen geht. Aktuell wird er am 26. November 2014 in Potsdam von seinen Erfahrungen in einer Management-Veranstaltung der IHK Potsdam und des SIBB e.V., dem Branchenverband der IT-Wirtschaft der Hauptstadtregion, berichten. „Die Berlin-Brandenburger Unternehmen befinden sich in diesem Zusammenhang in einer besonderen Situation“, weiß Goericke. “ Der Kooperationsdruck ist hoch, durchschnittlich finden wir IT-Unternehmen mit zehn Mitarbeitern vor. Dass sich die Unternehmen folgerichtig miteinander vernetzen, wird durch Initiativen wie den SIBB, dem wir ebenfalls angehören, gefördert. Die hier entstehenden Kooperationen sind eine Möglichkeit, dass die Aufträge im Land verbleiben und beispielsweise nicht in andere Bundesländer vergeben werden. Es geht nicht darum, immer günstiger zu produzieren, sondern gemeinsam Projekte umzusetzen. Dazu muss man sich kennen, wissen, was der andere macht.“ Seinen Standpunkt „die beste Wirtschaftsförderung ist immer noch ein Auftrag“ vertritt er vehement und mit einleuchtenden Argumenten. Hier wird nach seinem Empfinden noch viel zu wenig getan, den Lokalpatriotismus bei Auftraggebern empfindet er als „unterentwickelt“ – dieser muss nach seinem Dafürhalten schon vom Rathaus bis hin zur Landesebene seinen Anfang nehmen. Und auch den zügigen Ausbau des flächendeckenden „schnellen Internets“ betrachtet er als aktive Wirtschaftsförderung. Nicht nur im Hinblick auf das Grundrecht auf Information und die Daseinsvorsorge. Für ihn sind die berühmten „weißen“ Flecken sogar innovationsfeindlich – Brandenburg habe hier einen riesigen Nachholbedarf, wenn es in diesem Zusammenhang um Wirtschaftsentwicklung geht.

Im Hinblick auf die Auftragsvergaben kritisiert Stephan Goericke, dass den Unternehme(r)n vor Ort scheinbar nicht vertraut wird, „in Brandenburg reicht es nicht, Weltmarktführer zu sein“, so die Ansicht des iSQI-Chefs. Auf der anderen Seite rät er den Unternehmen gerade deshalb zu mehr Selbstbewusstsein, wenn es um die Darstellung der eigenen Leistungen und Services geht. Er findet die Vergabepraxis nach dem Niedrigpreis schlichtweg eine Katastrophe, „hier muss endlich ein Umdenken stattfinden – Qualität der Produkte kostet nun einmal Geld! Nicht allein der Mindestlohn sollte ein Kriterium sein, sondern Weiterbildung als Standard“, fordert der Träger des IHK-Unternehmerpreises. „Wir müssen aufpassen, dass wir unser Image `Made in Germany` nicht verscherbeln, das gilt auch für die IT. IT-Dienstleistungen aus Deutschland sind noch immer Weltklasse, doch andere Regionen schlafen auch nicht.“

Der Herausgeber des SQ-Magazins für Software-Entwicklung und Qualitätssicherung mahnt darüber hinaus auch eine Objektivierung bei der Sicht auf IT-Dienste an und kritisiert den Irrglauben, dass IT allein selig machend sei. Nicht überall sei es sinnvoll, solche Werkzeuge einzusetzen. Die Skepsis vieler könne er verstehen. Und so bedauert er beispielsweise, dass beim Landtagsneubau in Potsdam in seine Augen die Chance vertan wurde, hier eine Referenzplattform zu bieten, die die Möglichkeiten eines intelligenten Gebäudes dank IT-Technologien hätte verdeutlichen können. Warum stellt sich Potsdam nicht als Referenzstadt für solche Lösungen auf, so seine Frage. „Die Menschen vertrauen den Software-Lösungen nicht. IT soll das Leben leichter machen. Aber die Systeme werden nicht erklärt, damit die komplexen Lösungen nicht verstanden und im Endeffekt dann vom Verbraucher nicht genutzt. Allerdings ist er überzeugt, dass die Menschen inzwischen ein gutes Gespür entwickelt haben, wo die Reise hingeht und Lösungen ablehnen, bei denen der Mensch vom Subjekt zum Objekt degradiert wird. „Die Folgen, dass Menschen austauschbarer werden, nicht mehr die Qualifikation und die Erfahrung im Vordergrund steht, Löhne damit billiger werden, macht ihnen Angst.“ Sein Leben in Amerika zeige ihm ganz praktisch, was dies bedeutet. Auch wenn hier das Leben schon viel mehr von der IT durchdrungen ist, hat es nicht für jeden einen positiven Effekt. „Nehmen Sie ein einfaches Beispiel: An einer Kasse im Supermarkt erledigt der Kunde alles allein, das bringt ihm keine Zeitersparnis und auch keinen Mehrwert. Noch dazu spielt der Mensch hier keine Rolle mehr.“

Weitaus größere Potenziale hingegen sieht Stephan Goericke bei der künftigen medizinischen Versorgung im ländlichen Raum, die den Menschen echten Mehrwert dank der IT schenken. Auch die Qualifizierung der Mitarbeiter und deren Qualitätssicherung sieht er als entscheidendes Wettbewerbsmoment, dem in Zukunft mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Das ist für ihn mehr als eine vertrauensbildende Maßnahme für alle Seiten – den Nutzer und Kunden und für potenzielle Auftraggeber. Dem Thema E-Learning kommt dabei zukünftig eine entscheidende Rolle zu. „Wissen muss flexibel verfügbar sein, nämlich dann, wenn der Mitarbeiter, von welchem Ort auch immer, dieses braucht. Starre Weiterbildungsgerüste bringen uns nicht weiter. Genau das können IT-Services heute bieten und helfen zudem, den Fachkräftemangel einzudämmen und das Vertrauen in die IT auf Nutzerseite zu fördern.“ Dank dieser Vorausschau einer seiner innovativen IT-Lösungen mit hohem Nutzwert für den Mittelstand, schaffte es iSQI mit der E-Learning-Lösung „FLEX©The Exam“ in diesem Jahr auf die Bestenliste des IT-Innovationspreises 2014 der Initiative Mittelstand in der Kategorie „E-Learning“.

Für die Zukunft wünscht sich der aktive Rotarier, dass endlich eine gesellschaftliche Debatte zum Nutzen der IT angestoßen wird. Goericke wird sich, wie am 26. November 2014 in der SIBB-Talkrunde mit Wirtschaftsexperten in Potsdam und trotz seiner knapp bemessenen Zeit, für die Entwicklung seiner Branche immer einsetzen. Dessen kann man sich sicher sein.

Über:

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Hintergrund

Über Gesichter der IT des SIBB e.V.
Informations- und Telekommunikationstechnologien der Hauptstadtregion sind inzwischen eine branchenübergreifende Schlüsselindustrie. Im Fokus der Öffentlichkeit standen bisher Lösungen, Dienstleistungen und Services. Der SIBB e.V. als Branchenverband der IT-Wirtschaft in Berlin und Brandenburg stellt mit der Serie „Gesichter der IT in der Hauptstadtregion“ die Menschen hinter den Dienstleistungen und Lösungen vor. Persönlichkeiten, die mit ihrer Arbeit heute alle Wirtschaftsbereiche, aber auch den privaten Bereich, direkt beeinflussen und Herausragendes leisten: „Die IT- und Softwarewelt ist längst nicht so abstrakt wie viele noch immer glauben. Dahinter stehen Charaktere mit den unterschiedlichsten Geschichten, die eines eint: Prozesse, Vorgänge und Abläufe zu optimieren, zu vereinfachen und Datensicherheit zu schaffen, “ so René Ebert, Geschäftsführer des Verbandes. „Diese zu erzählen, Ansichten und Motivationen einer Tätigkeit in der IT-Wirtschaft darzustellen, soll das Verständnis für die IT-Arbeitswelt wecken und andere motivieren, selbst eine berufliche Perspektive in dieser Zukunftsbranche zu suchen.“

Über den IT-Branchenverband SIBB e. V.
1992 gründeten engagierte Unternehmer den Verband als Software-Initiative Berlin Brandenburg. Heute ist der SIBB e.V. etablierter Partner der gesamten Branche in der Hauptstadtregion und Mitgestalter der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Er ist Interessenverband für Unternehmen der IT- und Internetwirtschaft in Berlin und Brandenburg. Der SIBB e.V. vernetzt die Akteure der Branche und vertritt ihre Interessen in Politik und Gesellschaft. Der Verband sorgt für einen aktiven Austausch über die Branchengrenzen hinaus. Zahlreiche Veranstaltungen des Verbands fördern Austausch, Kooperation und Wissenszuwachs. Zum regelmäßigen Angebot gehören Foren, Netzwerke, Stammtische und kompakte Seminare. SIBB-Kongresse und Messeauftritte bilden Höhepunkte des Jahres. Zu den Mitgliedsunternehmen gehören IT-Dienstleister und Software-Anbieter, Telekommunikationsunternehmen, Unternehmen der digitalen Wirtschaft sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Etablierte Institutionen und namhafte Unternehmen finden sich ebenso darunter wie Startups.

SIBB region ist das Netzwerk für die IT- und Internetwirtschaft in Brandenburg und Bestandteil des SIBB e.V. und hat seinen Sitz in Wildau. Das Netzwerk SIBB region wird vom Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) aus Mitteln des Bundes und des Landes Brandenburg gefördert.
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