Gemeinsames Bekenntnis der Leipziger Verbände zum sinnvollen Hochwasserschutz mit Wiedervernässung des Auwalde

Naturschutz und Hochwasserschutz sollte miteinander verknüpft werden

BildUnterzeichner
BUND Regionalgruppe Leipzig; Deutscher Alpenverein – Sektion Leipzig; NABU-Regionalverband Leipzig; Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V.; NuKLA – Naturschutz und Kunst Leipziger Auwald e. V.; Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V.; Stadtforum Leipzig; Verein Leipziger Wanderer e. V.

Lebendige Burgaue?
Bewertung des Verwaltungsstandpunktes zum Antrag Nahleauslassbauwerk

Am 13.11.2013 stellten die Fraktionen von CDU und SPD im Leipziger Stadtrat den Antrag V/A 475 (siehe Mailanhang).

Im Antrag wurde gefordert, die Belange des Hochwasserschutzes und des Naturschutzes effektiv, hinsichtlich Wirkung und Finanzierung, miteinander zu verbinden. Dahingehend ist der Ersatzneubau des Nahleauslassbauwerkes anzupassen bzw. bis zur konzeptionellen Klärung zurückzustellen.

Die unterzeichnenden Verbände und Initiativen unterstützen den Antrag der Fraktionen ausdrücklich, weil er verdeutlicht, dass für den Erhalt der Leipziger Nordwestaue häufige und flächige Überflutungen unabdingbar sind und dies dem Hochwasserschutz der Stadt Leipzig in keinster Weise entgegensteht.
(Die ausführlichen Hinweise und Argumentationen finden Sie in der angehängten gemeinsamen Erklärungen der Verbände.)

Die Stadtverwaltung Leipzig lehnte in ihrem Verwaltungsstandpunkt den Antrag der Fraktionen von CDU und SPD mit folgender Begründung ab:
– das Nahleauslassbauwerk sei für den Hochwasserschutz der Stadt Leipzig alternativlos
– es gäbe bereits ausreichende Projekte zur Auenrenaturierung
– vertiefende Untersuchungen würden dies bestätigen

Diese Aussagen sind nach der gemeinsamen Erklärung der Leipziger Fachverbände nicht zutreffend und verkennen die Chance und Notwendigkeit einer konzeptionellen Neuausrichtung in der Leipziger Nordwestaue.

Für den Erhalt der Auenlandschaft sind häufige und flächige Überflutungen zur Förderung der Auendynamik unabdingbar. Dafür ist eine naturnahe, ungesteuerte und umfangreiche Wasserzufuhr erforderlich.

Kleine Zuflüsse über das Bauerngrabensiel oder das Projekt „Lebendige Luppe“ können das nicht leisten. In der konzipierten Form sind diese Projekte nur erste Mosaiksteine für eine Auenrevitalisierung.

Durch eine Absenkung des Nahleauslassbauwerkes würden sich die dahinter liegenden, tieferen Gräben und Rinnen bereits bei kleinen Hochwassern wirkungsvoll anschließen lassen. Dadurch wäre eine großflächige Vernässung der Burgaue möglich, ohne dabei Leutzsch oder Böhlitz-Ehrenberg zu gefährden.

Es ist an der Zeit, Hochwasserschutz und Auenentwicklung auch in Leipzig zusammen zu betrachten und dabei die anerkannten Entwicklungsziele für eine Auendynamik in den Vordergrund zu stellen.

Die Unterzeichner fordern deshalb, alle Hochwasserschutz- und Naturschutzprojekte in der Nordwestaue glaubhaft an den Entwicklungszielen des FFH-Schutzgebietes auszurichten:

1. langfristige Szenarien zur Entwicklung einer nachhaltigen Auenlandschaft unter Einbeziehung der nördlichen Luppeaue erarbeiten, modellieren und projektbezogen umzusetzen,

2. das Projekt „Lebendige Luppe“ als umfassendes Auenrevitalisierungsprojekt mit entsprechenden Verbesserungen für den Naturschutz (FFH, SPA) und die Wasserwirtschaft (Umsetzung EG-WRRL u. EU-HWRM-RL) zu gestalten,

3. das Projektziel „Herstellung von Auendynamik“ nicht nur auf den neuen, kleinen Gewässerlauf zu beschränken, sondern auf das gesamte Auengebiet zu beziehen,

4. eine naturnahe, ungesteuerte Wasserzufuhr in die Burgaue mit mind. 50 Prozent des natürlichen Wasserangebotes des Flusssystems einschließlich Hochwasser anzustreben.

Die Unterzeichner appellieren vor allem an die Projektbeteiligten und Geldgeber der „Lebendigen Luppe“ für eine entsprechende Ausweitung der bisherigen Planungen zu werben und Initiative zu ergreifen: Zeigen Sie die Entwicklungschancen für eine dynamischere, nachhaltige und lebendige Fluss- und Auenlandschaft auf und gestalten Sie diese aktiv mit!

Den Stadträten empfehlen wir, den Verwaltungsstandpunkt zurückzuweisen und eine fundierte Überarbeitung unter ausgewogener Berücksichtigung des Naturschutzes zu verlangen.

Statements der Unterzeichner

NuKLA – Naturschutz und Kunst Leipziger Auwald e.V.
„Der Verwaltungsstandpunkt (VSP) zum Antrag der Stadtratsfraktionen von CDU und SPD vom 13.11.2013 ist ein Musterbeispiel für eine ausweichende Antwort, die lediglich dazu dient das Verwaltungshandeln in den bisherigen ausgetretenen Bahnen zu rechtfertigen“ fasst Wolfgang Stoiber, Vorsitzender des NuKLA e. V., die Situation zusammen.

Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V.
Der Verwaltungsstandpunkt betonte die Notwendigkeit des Nahleauslassbauwerks und legte dazu keine Beweise vor.

„Für eine schadlose Ableitung von Hochwasser wird die südliche Luppeaue (Burgaue) als Überflutungsfläche benötigt, nicht jedoch das Nahleauslassbauwerk. Das Bauwerk selbst dient derzeit nur dazu, die Burgaue bei kleinen und mittleren Hochwässern abzuriegeln und in begrenztem Umfang den Wasserstand am Unterlauf zu steuern“, argumentiert Holger Seidemann, Vorstand des Ökolöwen.

NABU-Regionalverband Leipzig
Die bisherigen Projekte zur Reaktivierung des Auwaldes sind ein wichtiger Mosaikstein zur Wiedervernässung. Allerdings reicht die bisher eingestellte Wassermenge nicht, um eine naturnahe Auendynamik zu erreichen.

„Ein wichtiger Baustein für die Auenrevitalisierung ist das Projekt ‚Lebendige Luppe‘, an dem auch der NABU beteiligt ist. Bei der bisherigen Projektplanung können die Probleme des Auwaldes aber nur räumlich begrenzt gelöst werden. Deshalb setzen wir uns für die Ergänzung und Erweiterung der Maßnahmen mit deutlich mehr Wasser im Projektgebiet ein, um eine richtige Auendynamik zu erreichen“, erklärt der Vorsitzende des NABU-Regionalverbands Leipzig – René Sievert.

Stadtforum Leipzig
„Das die Stadt Leipzig durchziehende und bis fast an die Innenstadt reichende Auwaldband ist einzigartig in einer deutschen Großstadt: Ein schützenswertes Juwel gleichbedeutend mit dem Reichtum an Bau- und Kulturdenkmalen. Die Entstehung und Entwicklung der Stadt Leipzig ist nur in ständiger Wechselbeziehung mit diesem Naturraum möglich gewesen“, legt Wolfram Günther, Sprecher des Stadtforums Leipzig dar.

BUND Regionalgruppe Leipzig
Durch die von den Unterzeichnern angestrebten Wiedervernässungen des Auwaldes gehen bei entsprechender Anpassung keine Gefahren für Leipzig aus.

„In der Leipziger Nordwestaue bestehen grundsätzlich günstige topografische und hydrologische Voraussetzungen, um eine naturnahe Fluss- und Auenlandschaft unterhalb des Elsterbeckens zu reaktivieren und zugleich Hochwasserschutz für die Stadt zu gewährleisten“, erläutert Martin Hilbrecht, Vorsitzender des BUND Regionalgruppe Leipzig.

Deutscher Alpenverein Sektion Leipzig
„Den Stadträten empfehlen wir, den Verwaltungsstandpunkt zurückzuweisen und eine fundierte Überarbeitung unter ausgewogener Berücksichtigung des Naturschutzes zu verlangen“, regt Henry Balzer an, Vorsitzender des Deutschen Alpenvereins – Sektion Leipzig.

Verein Leipziger Wanderer e. V.
„Es ist an der Zeit, Hochwasserschutz und Auenentwicklung auch in Leipzig zusammen zu betrachten und dabei die anerkannten Entwicklungsziele für eine Auendynamik in den Vordergrund zu stellen“, bringt es Wolfgang Flohr, Präsident des Vereins Leipziger Wanderer, auf den Punkt.

Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V.
„Der Artenreichtum des Auwaldes muss unbedingt erhalten werden. Die dynamische Vernässung ist dringend notwendig, steht in keinem Widerspruch zum Hochwasserschutz und verhindert das Aussterben von stark
gefährdeten Arten in den entsprechenden Auenlebensräumen“, sagt Herr Heyde, Mitglied des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V

Die Dateien der erwähnten Papiere finden Sie am Ende des Artikels in diesem Link:

http://www.nukla.de/2014/03/gemeinsames-bekenntnis-der-leipziger-verbaende-zum-sinnvollen-hochwasserschutz-mit-wiedervernaessung-des-auwaldes/#more-2804

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