Ein Gebäude, viele Gesichter

Stahlbau Pichler fertigt dynamische Vorhangfassaden für neuen Hauptsitz von BNL BNP Paribas in Rom

BildNachhaltigkeit, Innovation und Funktionalität – das sind die Kernelemente des neuen italienischen Hauptsitzes der BNL BNP Paribas-Bankengruppe. Mit dem Bauprojekt wurde das Genueser Architekturbüro 5+1AA betraut. Dabei gelang es den Architekten Alfonso Femia und Gianluca Peluffo, strenge energetische und ökologische Vorgaben sowie städtebauliche Auflagen in Vorteile für das Gebäude umzuwandeln. Maßgeblich beteiligt war daran auch Stahlbau Pichler (Bozen): Das Südtiroler Unternehmen realisierte die markante, variantenreiche Fassade des eindrucksvollen Neubaus. Das Resultat ist energetisch autark und besticht zudem mit architektonischer Raffinesse.

Neue Architektur für die ewige Stadt: Ab sofort vereint ein imposanter Neubau die Büros des Finanzdienstleisters BNL BNP Paribas in Rom. Nahe des Bahnhofs „Roma Tiburtina“ entstand hierfür ein Bauwerk mit einer Gesamtfläche von etwa 85.000 Quadratmetern. Die schmale Baugrund-Fläche und der räumliche Bezug zum Schienenverkehr führten zur baulichen Ausführung entlang einer linearen Leitlinie. Ergebnis ist ein Gebäude, dessen Nordseite gerade einmal 18 Meter breit ist. Aus dieser Perspektive weist es die Leichtigkeit eines Turmes auf und steht im Dialog mit den landschaftsgeschützten Bauwerken. Den Architekten Alfonso Femia und Gianluca Peluffo zufolge entspricht das Gebäude einer „kollektiven Architektur“, bei der die Räume zur Interaktion und zur gemeinschaftlichen Nutzung einladen und so der öffentlichen Funktion entgegenkommen. Die unumstrittene Hauptrolle spielt jedoch die extravagante Gebäudehülle. Das Bozener Unternehmen Stahlbau Pichler führte sämtliche Vorhangfassaden aus und konnte das ursprüngliche Planungskonzept passgenau in die Realität umsetzen.

Immer in Bewegung

Der schmale Grundriss des Gebäudes ist in Längsrichtung angeordnet. Das klassische Konzept einer Vorder- und Rückseite wurde zugunsten einer dynamischen Gestaltung des Bauwerks aufgegeben. An der Südseite verjüngt sich das Gebäude nun sowohl im Grundriss als auch in der Höhe. Dadurch kragen die letzten drei Spannweiten aus und lassen Raum für Zugangs- und Fluchtwege entstehen. Die Auskragung realisierte Stahlbau Pichler mittels netzartiger Stahlstrukturen, die in den Fassaden- und Zwischenbodenebenen verbaut sind. Hauptmerkmal der Gebäudehülle ist die Entmaterialisierung: Aufgebaut aus zwei Ebenen – eine Seite linear, die andere entlang der Leitlinie verformt – zeigt sich eine schillernde Fassade, die mit Bruchelementen arbeitet. Optisch verläuft sie vom höchsten zum schmalsten Punkt und besitzt die Fähigkeit, sich je nach Einfall der Sonnenstrahlen im Laufe eines Tages zu verändern. Diese Wirkung ist das Ergebnis einer sorgfältig durchgeführten architektonischen Studie. Geometrische Elemente und landschaftliche Aspekte wurden dabei ebenso berücksichtigt wie die zahlreichen Vorgaben, welche das Projekt erfüllen musste. Ein Beispiel ist hier die gelungene Einbindung der nahegelegenen Zisterne „Mazzoni“. Ein großes Fenster im neuen Gebäude ermöglicht nun den Blick auf den historischen Wasserspeicher, der durch den „Codice dei Beni Culturali“ geschützt ist. In diesem Bereich gibt es keine tragenden Säulen, welche die Sicht versperren. Stattdessen ist das Bauwerk an einer Art Brücke aufgehängt, die von der Fassade verborgen wird.

Im Fokus: Das Fassadensystem von Stahlbau Pichler

Transparenz auf der einen, Kinetik auf der anderen Seite: So präsentiert sich das doppelte Gesicht des neuen Hauptsitzes von BNL BNP Paribas in Rom. Stahlbau Pichler zeichnet dabei sowohl für die verglaste Westseite als auch die opake, hinterlüftete Fassade der Ostseite verantwortlich. Die Fassade ist auf beiden Seiten über unterschiedlich geformte Aluminium-Stahlkonsolen am Haupttragwerk oder Rohbau des Gebäudes verankert. So kann ein Ausgleich für Bau- und Montagetoleranzen und mögliche Bewegungen des Gebäudes erfolgen. Der Großteil der Konsolen wurde über einbetonierte Montageschienen Typ „Locatelli V40/22“ mit der Bodenplatte verankert. Wo dies nicht vorgesehen war, kamen chemische Dübel Typ „Hilti HIT HY“ zum Einsatz. In einigen Bereichen des Gebäudes sind zudem facettierte Fensterbänke zwischen den vertikalen Fassadenelementen angebracht. Abwechselnd innen und außen montiert, dienen sie als optische Verbindung zwischen den aus der Fassadenebene hervorstehenden Giebeln.

Die 230 Meter lange Westseite der Gebäudehülle gestalteten die Experten aus Südtirol als 15.000 Quadratmeter große, gläserne Elementfassade mit objektspezifischen Sonderprofilen. Die im „structural glazing“-Verfahren verglasten, selbsttragenden Rahmen hängen an Konsolen, die wiederum an den Geschoßdecken verankert sind. Ihre Isolierglas-Füllungen wurden, im Sinne einer Ausführung als „shadow box“, in Höhe der Geschossbänder wärmegedämmt. Die Mehrscheibenverglasung besteht dabei aus zwei – per Dichtungsfuge verbundenen – zehn Millimeter dicken Isolierglasscheiben. Sie wurde so konzipiert, dass sie Witterungseinflüssen wie Schlagregen, Luft und Wind standhält. Die Rahmen selbst sind mit speziell entwickelten Aluminium-Strangpressprofilen samt EPDM-Dichtungen und Zubehörteilen montiert. Um Deckenverformungen durch Gebrauchslasten und Ausdehnungen infolge von Temperaturdifferenzen aufnehmen zu können, sind die Elemente vertikal und seitlich frei. Bei dem Bauprojekt verzichteten die Planer bewusst auf außenliegende Sonnen- und innenliegende Blendschutzsysteme: Die ESG-H-Außenscheibe weist dank ihrer Sonnenschutzschicht hohe Licht¬reflexionswerte auf und der Wärmedurchgangskoeffizient (Ucw) der Glasfassade beträgt 1,25 W/m²K. Somit ist eine optimale Wärmeschutzleistung garantiert.

Als visueller und funktioneller Gegenpol zur Westseite des Bauwerks besteht seine Ostseite aus 10.000 Quadratmetern hinterlüfteter, vorgehängter Fassade. Sie ist in mehrere Module unterteilt: ungedämmte Fassade in Höhe der Technikräume, wärmegedämmte Fassade in Höhe der Büroräume, wärmegedämmte Stahlbetonkerne im Inneren der Büros. Während die Westseite mit raffinierter Verglasung besticht, wurde auf der Ostseite eine architektonisch ebenso interessante wie markante Keramiklösung eingesetzt: Sogenannte „bow windows“ stehen hier im Mittelpunkt des Fassadensystems. So betont die Keramik den ästhetischen Aspekt, die hinterlüfteten Fassaden dagegen den funktionalen Aspekt des Gebäudes. Dreidimensional geformte, geschliffene Keramikfliesen im Format 30×60 Zentimeter gleichen die dynamische Gestaltung im oberen Fassadenteil mit einer Oberflächenausführung aus. Für die Ausführung der hinterlüfteten Fassaden nutzte Stahlbau Pichler ein Pfosten-Riegel-System.

Nachhaltigkeit dank Energieeffizienz

Das Projekt zeichnet sich durch eine hohe ökologische Nachhaltigkeit der Klasse A beziehungsweise LEED „Gold“ aus. Auch das Fassadensystem von Stahlbau Pichler trägt seinen Teil bei: Eine Gebäudehülle, die zur einen Hälfte als Elementfassade und zur anderen als hinterlüftete Fassade ausgeführt wird, stellt aus technologischer sowie wirtschaftlicher Sicht eine optimale Lösung dar. Die transparente Fassadenhälfte ist absorbierend und verspricht solare Gewinne, während der hinterlüftete Teil aufgrund der opaken Außenwand keiner direkten Strahlung ausgesetzt ist. So ist das Gebäude im Hinblick auf Energieeffizienz weitestgehend autonom, da der Baukörper weder übermäßig viel Energie aufnimmt noch abstrahlt. Zudem ist in der Verkleidung eine Photovoltaikanlage vorgesehen, die bei einer Größe von 2.700 Quadratmetern 1.238 monokristalline Siliziumsolarzellen mit jeweils 333 Watt Peak (Wp) umfasst. Hinzu kommen Wärmepumpen zur Erzeugung von Heizenergie. Weiterhin wurden CO2-Sensoren installiert, um die Luftqualität zu bestimmen und gegebenenfalls entsprechend zu regulieren. Auch die Beleuchtung und die Klimaanlage mit fünf polyvalenten Kühlaggregaten sind für einen niedrigen Energieverbrauch konzipiert – und machen das neue Domizil der BNL BNP Paribas besonders nachhaltig.

Zahlen und Fakten
Gesamtfläche: 85.000 m²
Kellergeschossfläche: 23.000 m²
Glasfläche: 15.000 m²
Hinterlüftete Fläche: 10.000 m²
Volumen: 93.000 m²
Bebaute Fläche: 5.000 m²
Anzahl der Stockwerke: 15
Brandschutzdaten: R90
Höhe: 60 m
Energieeffizienzklasse: A
Bauzeit Fassade und Installation: 1 Jahr

Die vollständige Pressemitteilung inklusive printfähiger Bilder ist abrufbar unter: dako pr

Über:

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Seit über 35 Jahren plant, produziert, liefert und montiert Stahlbau Pichler bereits Stahlstrukturen und Fassaden aus Metall und Glas. Dabei umfasst das Portfolio des Südtiroler Unternehmens alles von Architektur- und Industriebauten über Infrastrukturen und Brücken bis hin zu komplexen Sonderkonstruktionen.

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